Der South Downs Way ist ein Weitwanderweg im Südosten Englands. Der 160 Kilometer lange Weg verläuft von Winchester bis Eastbourne. Der South Downs Way ist das auserkorene Ziel unseres diesjährigen Wanderurlaubs.
Entlang der Wegstrecke werden wir an zahlreichen landschaftlichen Sehenswürdigkeiten wie Ditchling Beacon (dritthöchste Erhebung in South Downs, 248 m), Devil’s Dyke (Talsenke), der Long Man of Wilmington (Hügelfigur), die Seven Sisters (Kreidefelsen) und Beachy Head (Landspitze in der Nähe von Eastbourne) vorbeikommen, aber auch das „typische“ England mit den Dörfern Arundel, Steyning oder Alfriston sehen. Und ein Abstecher nach Brighton darf natürlich nicht fehlen.
12. Juni 2016
Tag 1: Winchester nach Warnford
Der Blick aus dem Fenster bestätigt das, was wir ohnehin schon im Halbschlaf gehört haben: Es regnet. Soweit nicht schlimm, wenn es wirklich, wie im Wetterbericht angekündigt, am späteren Morgen wieder aufhört.
Das tut es dann auch. Soweit, so gut. Nur, wo beginnt der South Downs Way nun wirklich? Unser Wanderführer meint, bei der Cathedral. Das Internet meint mehrheitlich, bei der alten Mühle. Ebendort haben wir am Vortag, bei der Besichtigung von Winchester, schon gesehen, dass die Mühle als Tor zum South Downs National Park angesehen wird. Wir marschieren also dorthin und treffen vier andere WandererInnen, die sich ebenso nicht ganz sicher sind.
Am Kreisverkehr beim Pub The Chesil Rectory steht auch wirklich ein Wegweiser, der nach Süden zeigt. So gehen wir nun als große Gruppe die B3330 nach Süden – vor lauter Gerede, woher, warum und wohin – auch zu weit. Denn etwa 300 Metern nach dem Start biegt der South Downs Way (SDW) ohne großes Aufhebens, nämlich eines erwünschten Wegweisers, links in die Straße East Hill ein. Gleich danach zweigt sich die Straße auf und wir nehmen – diesmal mit Wegweiser – die rechte, die Petersfield Road.
Durch Siedlungen, vorbei an Farmen und dann über die Autobahn gelangen wir langsam aus der Stadt heraus und plötzlich marschieren wir dann entlang von Feldern, die immer wieder mit rotem Klatschmohn übersät sind. Wir sind im ländlichen England angelangt. Die erste Erhebung unserer Wanderung ist der Cheesefoot Head (176 m). Dort ist gerade ein Fell Race im Gange, aber keiner der Wanderwege ist abgesperrt und wir dürfen durch.
Wir gehen weiter in der lieblichen Kulturlandschaft Englands, bestehend aus Feldern, Hecken und Waldfleckchen, die uns nun die kommenden zwei Wochen begleiten wird. Obwohl die Höhe der Hügel beschaulich ist, haben wir immer wieder erstaunliche Fernsicht.
Nach einer Einkehr im The Millbury’s mit Tagessuppe und Jacket Potatoe nähern uns der zweiten höheren Erhebung an diesem Tag, dem Beacon Hill (201 m). Da wir kein freies Quartier in Exton, das direkt am SDW liegt, gefunden haben, haben wir vor, vor dem Beacon Hill in Richtung Warnford vom SDW abzuzweigen. Aber wir wollen auf jeden Fall den Gipfel des Beacon Hill erklimmen. Wäre dann dort nicht ein sehr attraktiv aussehender Wanderweg, wären wir um rund 1,5 Stunden früher im Quartier angekommen. Der gedankliche Fehler war, dass wir angenommen haben, dass hier in England ebenso wie in Österreich Wanderpfade ohne größere Hindernisse durch Privatbesitz geführt werden. In unserer OS-Wanderkarte war ein Pfad vermerkt, doch nach dem Abstieg vom Beacon Hill, standen wir mehrmals vor Zäunen oder Verbotsschildern. Also mussten wir den kleinen Berg nochmals übersteigen und wie geplant am Fuß der anderen Seite auf dem Monarch’s Way in Richtung Warnford abzweigen.
Hier war die Orientierung kein Problem, allerdings bauten sich Gewitterwolken auf, die uns kurz vor dem The George & Falcon einholten und uns in einem 5-minütigen Regen völlig durchnäßten.
Wegstrecke: 27 km
Höhenmeter: 320 m im Aufstieg, 240 m im Abstieg
Dauer: 8:00 inkl. langer Pausen
13. Juni 2016
Tag 2: Warnford nach Queen Elizabeth Country Park
Von Warnford gehen wir nicht an die Stelle des SDW zurück, an der wir den Weg am Vortag verlassen haben, sondern folgen dem Monarch’s Way östlich aus dem Ort. Kurz nach der Hayden Farm geht es dann nach Süden, wo wir nach etwa zwei Kilometern wieder auf den SDW treffen.
Gleich steigt der Weg auf den Old Winchester Hill (197 m) an. Die Besonderheit an diesem Hügel ist die noch gut sichtbare Verteidigungsanlage aus der Eisenzeit, die durch Tafeln gut beschrieben ist. Ein neuerlicher Minutenregen zwingt uns wieder zum Anziehen und Einpacken.
Wir gehen an einem breiten Weg am kleinen Naturschutzgebiet entlang und können dann noch einmal einen Blick auf das Hill-Fort erhaschen bevor wir in ein breites Tal bei Coombe absteigen. Gleich nach dem Abstieg passieren wir Meon Springs, einem hübschen Areal zum Fliegenfischen. Wir kehren ein und bedienen uns in der Self-Service-Jausenstation und genießen unseren Lunch mit Blick auf den Fluß.
Nach Coombe steigen wir wieder auf, diesmal in Richtung Salt Hill. Dabei erhaschen wir die ersten Blicke auf das Meon Valley. In dieser Gegend starten die Downs, die bei Eastbourne enden. Kurz danach passieren wir die neue Ansiedlung Mercury Park und ein Sustainability Café. Von hier richten wir uns nach Osten und steigen auf die höchste Erhebung des SDW, dem Butcher Hill (270 m). Rund um den Butcher Hill erstreckt sich ein weiteres Naturschutzgebiet, der Queen Elizabeth Country Park. Direkt auf den Butcher Hill führt uns ein wenig attraktiver, asphaltierte Fahrweg. Auch der Gipfel an sich ist mäßig interessant, gekennzeichnet durch eine riesige Sendeanlage. Wir steigen über Wiesen wieder steil ab, bis wir schon die A3 sehen, die den Country Park durchschneidet.
Da wir einige Kilometer nördlich in Petersfield ein Quartier bekommen haben, steigen wir am Parkplatz bei der Autobahn in den Bus 37 und lassen uns nach Petersfield chauffieren.
Wegstrecke: 19 km
Höhenmeter: 330 m im Aufstieg, 350 m im Abstieg
Dauer: 7:00 inkl. Pausen
Sehenswertes: Old Winchester Hill
14. Juni 2016
Tag 3: Buriton nach Cocking
Wiederum fahren wir mit dem Bus direkt nach Buriton, um dort unsere Wanderung fortzusetzen. Wir lernen gleich einige Pensionistinnen kennen, die sich bei uns neugierig erkundigen, was wir denn in diesem Bus tun, wohin wir wollen und warum.
Buriton ist ein nettes kleines Örtchen mit historischen Gebäuden und einem romantischen Ententeich bei der Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Zur Zeit kann man in diesem Örtchen nicht nächtigen, obwohl das örtliche Pub The Five Bells schon seit einiger Zeit eine Wiedereröffnung ankündigt.
Ab nun bewegen wir uns auf dem Rücken der South Downs nach Richtung Osten. An diesem Tag gehen wir immer wieder in oder neben Wäldern.
Nach der Abzweigung nach South Harting steigen wir auf den Rücken der Harting Downs, wieder einem Naturschutzgebiet. Am höchsten Punkt, dem Beacon Hill (242 m) befindet sich ein Aussichtspunkt. Gleich danach geht es dann nochmals bergauf, auf den Pen Hill (215 m). Es folgt eine sehr lange waldige Strecke, dem Monkton Estate, die sich bis Cocking zieht. Noch zu Beginn dieser Strecke weist ein Wegweiser zu den Devil’s Jumps, deren Besichtigung empfehlenswert sind.
Die Devil’s Jumps sind fünf Hügelgräber aus der Bronzezeit, die im 19. Jahrhundert entdeckt wurden. Der Volksmund meinte, dass hier der Teufel aus Spaß von Hügel zu Hügel sprang.
Noch bevor wir zur Kreuzung des SDW mit der A 286 stoßen nehmen wir einen Public Footpath nach Norden, der uns direkt nach Cocking führt. Speziell sind hier die gelben Fensterrahmen an vielen Häusern.
Restaurantempfehlung: The Bluebell Inn
Wegstrecke: 19,5 km
Höhenmeter: 360 m im Aufstieg, 390 m im Abstieg
Dauer: 6:30 inkl. Pausen
Sehenswertes: Devil’s Jumps
15. Juni 2016
Tag 4: Littleton Farm über Bignor nach Houghton Bridge
Am Morgen stehen wir etwas aufgeregt an der Bushaltestelle. Heute machen wir anders. Wir möchten unsere heutige Etappe am SDW abkürzen, um den Weg für die Roman Villa in Bignor zu verlassen. Da wir nicht direkt – außer zu Fuß – zur Kreuzung der A285 mit dem SDW kommen nehmen wir den Bus 60 nach Chichester, besichtigen die Chichester Cathedral und das Chagall Fenster dort und fahren weiter mit dem Bus 99 bis zur Littleton Farm.
Genau bei dieser Farm treffen wir wieder auf den SDW. Etwa drei Kilometer nach der Kreuzung und bald nach mehreren Masten treffen wir auf einen Parkplatz. Ein großer Wegweiser weist uns zur Roman Villa, die etwa zwei Kilometer vom SDW entfernt liegt. Auf guten und beschilderten Wegen nähern wir uns dem hübschen Ort Bignor und der Ausgrabungsstätte an.
In der Römischen Villa in Bignor lebte im 3. Jahrhundert v. Chr. eine reiche römische Familie. Diese Ausgrabungsstätte ist bekannt aufgrund der fast unbeschädigt erhaltenen Bodenmosaike der Venus und Medusa und einem 24 Meter langen Korridor.
Nach der Besichtigung und einer Stärkung im Tearoom nehmen wir nun den West Sussex Literary Trail ostwärts. Wir passieren West Burton und Bury und stoßen dann auf den Fluß Arun. Wir folgen dem Fluß am Westufer nach Süden bis wir wieder auf den SDW treffen. Von dort sind es nur mehr wenige Meter nach Süden zur Houghton Bridge, an dessen Ufer wir im Riverside Café nächtigen.
Restaurantempfehlung: The Bridge Inn
Wegstrecke: 12,8 km
Höhenmeter: 100 m im Aufstieg, 240 m im Abstieg
Dauer: 5:00 inkl. Pausen
Sehenwertes: Roman Villa in Bignor, Amberley, Arundel Castle
17. Juni 2016
Tag 5: Houghton Bridge nach Steyning
Nach einem Rasttag und Besichtigung von Arundel, Arundel Castle und Amberley, dem hübschesten Ort der Downs geht es heute weiter am Wanderweg.
Nach der Hälfte der heutigen Strecke, die wieder entlang von Feldern und Weiden auf dem Rücken der Downs entlangführt, die erste Aufregung des Tages: Wir sollen ohne Hilfsmittel wie Ampel, Zebrastreifen oder Fußgängerbrücke die A 24, eine vielbefahrene sechsspurige Autobahn queren. Also warten wir, bis die Abstände so sind, dass man nicht Kopf und Kragen riskiert. Wir warten lange. Schlussendlich gelingt es uns und wir wundern uns, zumal hier alle WandererInnen drüber müssen.
Gleich danach steigt ein Pfad stetig auf den Chanctonbury Hill (238 m). Hier ist einiges los. Wieso wissen wir nicht, denn am Hill Fort Chanctonbury Ring sind nicht viele Menschen zu sehen.
Der Chanctonbury Ring ist eine Verteidigungsanlage aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. 1760 wurde ein Ring aus Birken über der Anlage gepflanzt. Ein Sturm im Jahr 1987 zerstörte die meisten Birken, die sich nun langsam wieder erholen.
Danach geht es langsam bergab zum hübschen Dorf Steyning, das stetig im Wettstreit liegt mit Amberley ob der Attraktivität. Sind es in Amberley reetgedeckte Häuser, die dominieren, ist es in Steyning das Fachwerk. Da der SDW südlich um Steyning herumführt, nehmen wir einen der abzweigenden Fußwege direkt in den Ort.
Wegstrecke: 19 km
Höhenmeter: 320 m im Aufstieg, 330 m im Abstieg
Dauer: 6:00 inkl. Pausen
Sehenswertes: Chanctonbury Ring
18. Juni 2016
Tag 6: Steyning nach Pyecombe
Wir marschieren die Hauptstraße von Steyning nach Süden und versuchen die Annington Road zu finden, um am deren Südende wieder in den SDW einzusteigen. Doch leichter gesagt als getan. Nicht ganz treffsicher finden wir nach einiger Zeit – Steyning ist größer als gedacht – den richtigen Weg und damit auch den Wanderweg.
Heute haben wir nicht weit. Wir gehen nur nach Pyecombe und werden dort den Bus nach Brighton nehmen, wo wir einen Tag verbringen werden.
Aber vorher steigen wir mit Blick auf riesige Getreidefelder noch auf den Truleigh Hill (216 m). Nicht nur wegen des Wochenendes sind viele Menschen unterwegs, sondern auch wegen des schlechten Wetters. Am Truleigh Hill befindet sich ein Spot für ParagleiterInnen. Am Gipfel steigen die GleitschirmfliegerInnen auf, drehen ihre Kreise und landen auch dort wieder. Die Familie picknickt inzwischen auf den Wiesen oder im äußerst hässlichen auf Retro getrimmten Gastropub nebenan.
Der zweiter Magnet ist der Devil’s Dyke, ein tief eingekerbtes, trockenes Tal, das der Sage nach vom Teufel himself gestaltet wurde.
Nachdem wir den Devil’s Dyke hinter uns gelassen haben, stoßen wir im Tal auf die Farm Saddlescombe, in dessen Hof die Farmersfrauen geschäftstüchtig den Hikers Rest Teashop betreiben, der exzellentes Essen anbietet.
Recht voll und zufrieden steigen wir dann nochmals über die Flanken des Newtimber Hill auf und warten dann an der Tankstelle von Pyecombe auf unseren Bus 270 nach Brighton.
Wegstrecke: 16,7 km
Dauer: 6:00 inkl. Pausen
Sehenswertes: Devil’s Dyke
20. Juni 2016
Tag 7: Rund um Alfriston
Es musste ja passieren. Am Vortag sind wir noch am Strand von Brighton in der Sonne gelegen und heute kommt der Regen wieder einmal waagrecht daher. Wir geben der Sache noch ein Chance, und noch eine, und noch eine.
Zu Mittag beschließen wir nicht zu Fuß von Southease nach Alfriston zu gehen, sondern mit dem Bus zu fahren. Wir nehmen also den Bus 12X nach Seaford und dann den Bus 126 nach Alfriston.
Also haben wir heute nicht nur eine Etappe geplant (von Brighton nach Southease), sondern noch eine zweite (nach Alfriston) ausgelassen.
Nachmittags hört der Regen dann endlich auf und wir machen noch ein paar Meter auf dem SDW.
Wegstrecke: 9,4 km
Höhenmeter: 280 m im Aufstieg und im Abstieg
Dauer: 3:00 inkl. Pausen
21. Juni 2016
Tag 8: Alfriston nach Eastbourne
Heute haben wir den Höhepunkt unserer Wanderung vor uns: die weißen Kreidefelsen der Seven Sisters und Beachy Head vor uns.
Der Originalweg führt durch das Landesinnere über Jevington nach Eastbourne. Aber wer möchte nicht über die spektakulären weißen Felsen und an der Küste zum Wanderziel gehen, auch wenn diese Route 10 Kilometer länger dauert?
Wir brechen aus Alfriston nach Süden auf und begleiten die ersten Kilometer den stark mäandernden River Cuckmere. Im kleinen Litlington verlassen wir den Flusslauf, passieren Weiden und überqueren den bewaldeten Rücken von Westdean. Als wir aus dem Wald treten sehen wir dann schon das riesige Flußdelta in dem der Cuckmere in den Kanal fließt und im Hintergrund die Kreidefelsen.
Im Seven Sisters Country Park folgen wir dann nicht direkt den Fluß zu den Klippen, sondern steigen schon über Wiesen auf die Klippen auf.
Und dann beginnt das Auf und Ab. Von weitem sehen die Einschnitte zwischen den Sisters harmlos aus, sie stellen sich dann aber tiefer und steiler heraus als erwartet. Immer wieder können wir Blicke auf die Sisters, die noch vor uns liegen und auf Beachy Head erhaschen. Zwischen den Sisters und Beachy Head befindet sich in einem Einschnitt das ehemalige Hotel bei Birling Gap. Das Hotel ist längst zu, statt dessen betreibt der National Trust nun ein Restaurant und einen Shop. Es gibt eine Wendeltreppe, an der man auf den Strand steigen kann und an den Klippen entlang gehen kann. Bei Ebbe kann man auch versuchen am Strand bis nach Eastbourne gehen.
Wenn man bei Birling Gap steht, glaubt man, dass der nicht mehr funktionstüchtige Leuchtturm Belle Tout bereits die höchste Erhebung ist, aber es geht noch mehrmals auf und ab bevor wir den 360 Grad-Blick von Beachy Head genießen können. Wer Beachy Head leichter erreichen möchte, nimmt einen Linienbus (12A, 13X) oder geht entlang der Straße, die nicht jede Erhebung mitmacht.
Beachy Head ist nicht so touristisch ausgebaut wie befürchtet, jedoch steht auch hier ein eher mittelmäßiges Gastropub. Besser statt hier das Ende der Wanderung zu begießen, ist es, die letzten zwei Kilometer zum Vorort Meads abzusteigen und mit dem Bus nach Eastbourne zu fahren und dort anzustoßen! Prost! Schön war’s!
Wegstrecke: 18,3 km
Höhenmeter: 450 m im Aufstieg, 450 m im Abstieg
Dauer: 7:15 inkl. Pausen
Sehenswertes: Seven Sisters, Birling Gap, Beachy Head