Erschrocken am steirischen Bodensee

Hans-Wödl-Hütte

10. August 2020

In den letzten Jahren sind so manche Seen in der Steiermark zu Berühmtheit gelangt: der Spiegelsee, der Grüne See, der Bodensee… Ob zurecht oder nicht, darüber kann man trefflich streiten. Der Effekt daraus ist, dass die bekannten Namen viele Menschen anziehen, die noch nie zuvor in den Bergen unterwegs waren. Darüber ein Erfahrungsbericht.

Meine Eltern haben mir als Kind beigebracht: In die Berge geht man früh und nicht mit Turnschuhen. Ja, ich bin zu einer Zeit geboren, wo Sneakers noch Turnschuhe hießen. Als Teenager habe ich das nicht so gerne gehört, denn Jeans auf der Schipiste und Turnschuhe in den Bergen waren echt cool. Auch wollte ich nicht so früh aufstehen.

Aber, Hand auf’s Herz, beides macht Sinn. Und nicht nur meine Eltern haben sich immer daran gehalten.

In diesem Corona-Sommerfrische-und-Wander-Sommer hat sogar news.ORF.at, das sich üblicherweise selten Alltagsthemen annimmt eine Einschulung ins Wandern publiziert. Sie haben wohl gewusst, warum.

Aber von vorne: Obwohl wir die Steiermark gut kennen, sind auch wir in den letzten Jahren öfters über den steirischen Bodensee gestolpert. Nun haben wir beschlossen, das es Zeit ist, diesen See zu begutachten.

Vom Parkplatz im Seewigtal führt eine Straße in 10 Minuten bis zum Bodensee. Hier könnte die Geschichte auch schon aus sein, aber wir gehen natürlich noch weiter. Wir spazieren den Bodensee links entlang. Hier ist es am Morgen noch schattig, aber der Weg ist interessanter.

Schon aus einiger Entfernung beobachten wir den Wasserfall, der nach den Regenfällen viel Wasser führt und freuen uns darauf. Wir passieren das verästelte Südende des Sees und beginnen den Aufstieg zum Wasserfall. Hier ist der Weg noch breit und mäßig steil, aber dennoch steinig. Bald stehen wir an der Abzweigung zum Wasserfall, den wir in der Hitze genießen.

Ab jetzt wird es steil und heiß. Der Weg steigt rund 300 Höhenmeter entlang dem Wasserfall steil bis zur Hans-Wödl-Hütte bergan. Das Gute: der Weg ist besuchertauglich präpariert. Felsen wurden so zurechtgeschnitten, dass sie Stufen bilden und wo nötig wurden Versicherungen und Haltestangen angebracht. Wir waren früh dran, aber die extrem steilen Höhenmeter sind eine wahre Schinderei, vor allem im Hochsommer. Nicht umsonst sind immer wieder Schilder montiert, die den Wanderer*innen versichern, dass nur mehr 150 oder 100 Höhenmeter vor ihnen liegen.

Oben angelangt steht man schon direkt vor der Hans-Wödl-Hütte (1533 m), zum Hüttensee muss man den Weg weiter folgen. Doch Seezugang gibt es nur, wenn man gleich nach der Hütte einen unscheinbaren Steig absteigt. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die Hochwildstelle, den höchsten steirischen Berg, der gänzlich in der Steiermark liegt.

Wenn man die 3-Seen-Wanderung vollenden möchte, geht man hier 45 Minuten weiter, vorbei an einem weiteren Wasserfall zum Obersee (1672 m).

Soweit alles normal. Doch der Abstieg war für uns erschreckend. Nicht nur, dass sich Kolonnen von Menschen in der Mittagshitze herauf quälten und wir oft 10, 20 Minuten an Engstellen warten mussten bis alle vorbei waren. Viele rutschten in Sneakers herauf (und später wieder herunter) und eine Wandererin versuchte es gar mit Flipflops. Gut, dass wir nicht mehr beobachteten, wie sie wieder herunterstieg. Genuss schaut anders aus – für alle Beteiligten.

Nach einer neuerlichen Erfrischung beim Wasserfall nahmen wir diesmal das Westufer um den See und Reißaus.

 

Facts:
Ausgangspunkt: Parkplatz Steirischer Bodensee im Seewigtal (1143 m)
Talort: Ruperting
Gehzeit: 4,25 Stunden
Länge: 8,3 km
Höhenmeter: 400 m
Schwierigkeit: 3 / 5
Kondition: 4 / 5
Genuss: 2 / 5

2 Kommentare zu „Erschrocken am steirischen Bodensee

  1. Der See ist mit Sicherheit einen Ausflug wert – sieht bezaubernd aus!
    Das mit Sneakers, Jeans bzw. Minirockerl und ungeeigneten Schuhen habe ich in diesem Jahr auch schon öfters beobachten können – manchmal mit Sorge, manchmal mit Häme. Heuer trifft sich halt alles in den Bergen 😉

    1. Du hast recht. Heuer ist alles auf wenige Gebiete konzentriert. Aber ich habe auch schon vor vielen Jahren Flipflops am Dachstein-Gletscher gesehen… Heuer sind es halt viel mehr. Hoffentlich passiert auch nicht viel mehr.

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